Wenn ich loslasse, was ich bin,
werde ich, was ich sein könnte.
Wenn ich loslasse, was ich habe,
bekomme ich, was ich brauche.
Laotse
„Du musst nur dein Ego loslassen“, hast Du solche Sätze auch schon gehört? Häufig begegnet uns dieses „Loslassen des Egos“ in spirituellen Gruppen und Praktiken.
Aber da stellt sich zunächst die Frage, was ist denn überhaupt ein Ego?
Wir kommen ohne Ego auf die Welt, es bildet sich nach und nach über unsere Entwicklung. Ab dem Moment wo Kinder von „das bin ich“ sprechen, beginnt sich das Ego zu bilden. Es ist ein Selbstbild, das sich über die Jahre bildet durch unsere Erziehung, unsere Konditionierung, unsere Umgebung, unsere Kultur, unsere unterschiedlichsten Erfahrungen.
Es entsteht die Identifikation des Ichs, es ist der Teil, der wir glauben zu sein.
Ich bin Sportler. Ich bin Akademikerin. Ich bin Mutter. Ich bin eine Niete in Mathe. Ich bin …, ich bin …, ich bin…
Dies kann sowohl positiv als auch negativ besetzt sein. Wir halten an dieser Identifikation fest, orientieren uns daran. Diese Identifikation äußert sich häufig in unseren Glaubenssätzen, z.B. „Ich muss Leistung bringen, um Anerkennung zu bekommen“, „ich darf keine Schwäche zeigen“, „ich muss alles alleine schaffen“, „ich bin ein Tollpatsch“ ….
All diese Identifikationen begrenzen uns und machen uns unfrei.
Aber sie einfach loszulassen, funktioniert nicht, denn das Ego will sich nicht davon lösen.
Über die Meditation haben wir die Chance, diese Identifikationen unseres Selbstbildes aufzuspüren, zu betrachten und zu erkennen. Das Erkennen ist der allererste Schritt. Das Erkennen, dass unser Ego bzw. unsere Identifikation uns hindert mit unserem authentischen, wahren Wesen in Kontakt zu kommen, wer wir wirklich sind. Es versucht an etwas festzuhalten, etwas aufrechtzuerhalten.
Wir können uns dies mit dem Bild eines Flusses vorstellen. Das Ego versucht mit aller Macht an irgendwelchen Möglichkeiten festzuhalten, an Wurzeln, Steinen und wehrt sich dem natürlichen Fließen des Flusses hinzugeben. In der Meditation lernen wir jedoch, uns auf das Fließen des Flusses einzulassen, nicht festzuhalten an Emotionen, Gefühlen, Gedanken, Geschichten… und somit können wir uns mehr und mehr von hinderlichen Identifikationen lösen.
Das Ego loslassen, bedeutet unsere Identifikationen aufzuspüren und uns nach und nach davon zu distanzieren, zu lösen, dem keinen Glauben mehr zu schenken und somit unsere Begrenzungen zu überwinden und freier zu werden.